Work-Life-Balance als Arzt
Zu den Herausforderungen des Arztberufs gehört, eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu finden. Zudem haben sich vor allem die Vorstellungen jüngerer Ärzte über die Gestaltung ihres beruflichen und privaten Lebens verändert. Zwar ist ihr Beruf für viele Ärzte nach wie vor Berufung – trotzdem wollen sie nicht ausschließlich für ihre Patienten und ihre Arbeit leben. Die Wahl des passenden Praxis- und Arbeitszeitmodells kann für eine gesunde Work-Life-Balance als Arzt entscheidend sein. Vor allem niedergelassenen Ärzten stehen für die Gestaltung ihrer Arbeitszeit verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Was ist Work-Life-Balance?
In der Alltagssprache wird der Begriff Work-Life-Balance häufig als Synonym für ein ausgewogenes Verhältnis von Berufs- und Privatleben verwendet. Allerdings handelt es sich bei einer zu hohen zeitlichen Belastung durch den Beruf nur um einen von mehreren Aspekten, die Einfluss auf Zufriedenheit und Wohlbefinden nehmen. Beispielsweise können fehlende Wertschätzung, Konflikte am Arbeitsplatz oder unzureichende Ressourcen dazu führen, dass Arbeit vor allem als Belastung und als unbefriedigend erlebt wird. Auf lange Sicht können daraus gesundheitliche Beeinträchtigungen bis hin zum Burnout resultieren.
Wie ist es um die Work-Life-Balance als Arzt bestellt?
Für angestellte Ärzte kommt eine Studie des Marburger Bundes zu einem ernüchternden Ergebnis:
Knapp 50 Prozent von ihnen fühlen sich häufig überlastet.
75 Prozent der befragten Mediziner geben an, dass ihr Privatleben unter ihrer beruflichen Belastung leidet.
Ihre wöchentliche Arbeitszeit liegt im Schnitt bei mehr als 49 Wochenstunden.
15 Prozent der Befragten waren bereits wegen beruflich induzierten psychischen Belastungen in Behandlung.
21 Prozent ziehen vor diesem Hintergrund einen Berufswechsel in Betracht.
Vergleichbare Untersuchungen zu niedergelassenen Ärzten gibt es bisher nicht. Zumindest bei Ärzten, die in ihrer Praxis auch Kassenpatienten behandeln, gestaltet sich die zeitliche Belastung jedoch ähnlich. Aus einer Studie des Zentralinstituts für kassenärztliche Versorgung in Deutschland aus dem Jahr 2016 geht hervor, dass niedergelassene Vertragsärzte der Krankenkassen pro Woche durchschnittlich 48 Arbeitsstunden leisten. Zwischen den einzelnen Fachgebieten zeigen sich hier jedoch gravierende Unterschiede. Beispielsweise arbeiten Allgemeinmediziner, Internisten, Chirurgen, Orthopäden, Neurologen und Psychiater im Schnitt zwischen 50 und 52 Wochenstunden. Radiologen und Kardiologen sind wöchentlich bis zu 57 Stunden in ihrer Praxis tätig.
Im Vergleich zu vielen Klinikärzten ist die zeitliche Belastung niedergelassener Ärzte allerdings geringer. Daten des Marburger Bundes für angestellte Ärzte in Krankenhäusern weisen für über 40 Prozent eine wöchentliche Arbeitszeit von 49 bis 59 Stunden aus. Deutlich günstiger gestaltet sich die Arbeitszeit von angestellten Ärzten in Praxen. Aufgrund von Teilzeitlösungen liegt sie im Schnitt bei nur 23 Wochenstunden.
Wie ist es um die Work-Life-Balance als Arzt bestellt?
Antworten auf diese Frage gibt die Studie “Inside Heilberuf” der Apo-Bank. Demnach wünschen sich junge Ärzte ebenso wie Angehörige anderer Berufsgruppen ein ausgeglichenes Verhältnis von Beruf und Freizeit. Ebenso macht die Untersuchung deutlich, welche Werte für jüngere Ärzte heute an erster Stelle stehen. Priorität besitzt dabei sehr eindeutig eine gute Work-Life-Balance als Arzt.
- Familie und Partnerschaft – 91 Prozent
- Finanzielle Sicherheit und Altersvorsorge – 85 Prozent
- Menschen helfen/heilen – 83 Prozent
- Freizeit – 77 Prozent
- Gesunde Lebensweise/persönliche Fitness – 75 Prozent.
Kriterien wie “hohes Einkommen/hoher Lebensstandard” und “Karriere” rangieren dagegen mit 58 Prozent und 45 Prozent allenfalls im Mittelfeld.
Wie können niedergelassene Ärzte ihre Work-Life-Balance verbessern?
Generell gilt: Niedergelassene Ärzte mit eigener Praxis können im Vergleich zu Klinikärzten ihre Arbeitszeit deutlich freier gestalten. Für ihre zeitliche Belastung durch die Arbeit spielen drei Aspekte eine zentrale Rolle: Persönliches Zeitmanagement, Kooperation und Vernetzung sowie die Wahl des individuell passenden Arbeitszeitmodells.
Welche Arbeitszeitmodelle für niedergelassene Ärzte gibt es?
Ihre Work-Life-Balance als Arzt beeinflussen niedergelassene Ärzte maßgeblich durch die Wahl des Arbeitszeitmodells. Dabei muss es nicht zwangsläufig um den Aufbau und Betrieb einer Einzelpraxis gehen. Auch für niedergelassene Ärzte kommen Modelle wie Teilzeitarbeit oder Jobsharing in Frage. Alternativ kann auch ein Angestelltenverhältnis in Betracht gezogen werden. Hier ist allerdings tendenziell zwischen Privatärzten und Vertragsärzten der Krankenkassen zu unterscheiden. Für Privatärzte ohne Kassenzulassung gilt, dass sie ihre Arbeitszeit grundsätzlich frei gestalten können.
Teilzeitarbeit, Teilzulassung
Vertragsärzte und Psychotherapeuten mit Kassenzulassung können seit 2007 auf der Basis einer Teilzulassung tätig werden. Pro Woche müssen sie dabei mindestens zehn Sprechstunden in ihrer Praxis anbieten. Über den Rest ihrer Zeit können Mediziner mit Teilzulassung frei entscheiden. Denkbar ist dabei auch eine Verbindung von Klinik- und Praxistätigkeit. Ob sich Teilzeitarbeit und damit eine Teilzulassung lohnen, hängt natürlich auch von wirtschaftlichen Kriterien ab. Zudem kann eine Teilzulassung nicht immer in eine Vollzulassung umgewandelt werden. In gesperrten Planungsbereichen ist diese Möglichkeit nur eingeschränkt gegeben.
Jobsharing
Jobsharing kann für die Praxisinhaber zu einer spürbaren Entlastung führen. Sie können ihre Arbeitszeiten aufeinander abstimmen. Hierdurch werden sie zeitlich flexibler und gewinnen eine bessere Work-Life-Balance als Arzt. Zudem ist Jobsharing eine gute Möglichkeit für Niederlassungen in einem zulassungsgesperrten Bereich. Praxisinhaber realisieren das Modell dann mit Teilzulassungen. Voraussetzung für Jobsharing in der eigenen Praxis sind eine ärztliche Tätigkeit im gleichen Fachgebiet. Der Leistungsumfang der Praxis muss gleichbleiben oder darf um maximal drei Prozent ausgeweitet werden. Beide Partner müssen eine lückenlose Patientenversorgung sicherstellen. Falls ein Arzt ausscheidet, haben verbleibende Partner bessere Chancen für die Praxisübernahme mit Vollzulassung.
Tätigkeit als angestellter Arzt
Angestellte Ärzte in einer Praxis oder einem Medizinischen Versorgungszentrum genießen in besonders hohem Maße zeitliche Flexibilität und finanzielle Sicherheit. Sie entscheiden selbst, ob sie in Vollzeit oder Teilzeit tätig werden wollen. Zudem sind sie vorerst nicht mit den Herausforderungen und Risiken einer Praxisgründung konfrontiert. Voraussetzung dafür ist eine abgeschlossene Facharztausbildung. Zudem eignet sich dieses Modell gut als Vorbereitung einer späteren eigenen Praxis.
Wie regeln Ärzte ihr Zeitmanagement ihr Zeitmanagement am besten?
Vertragsärzte in Vollzeittätigkeit müssen ihren Patienten für mindestens 20 Wochenstunden zur Verfügung stehen. Bei einer Teilzulassung reduziert sich ihr Versorgungsauftrag auf mindestens zehn Wochenstunden. Neben den eigentlichen Sprechzeiten müssen Ärzte dabei auch mit Zeit für weitere Tätigkeiten planen. Hierzu gehören:
Not- und Bereitschaftsdienste. Zumindest kassenärztliche Vertragsärzte sind zur Leistung dieser Dienste verpflichtet.
Hausbesuche
Praxisverwaltung und administrative Aufgaben
Fortbildungen.
Wichtig für ein effektives Zeitmanagement in der Praxis sind beispielsweise folgende Maßnahmen:
Priorisierung von Aufgaben
Nutzung von Priorisierungstechniken und unkomplizierten Zeitmanagementsystemen
Festlegung fixer Zeitfenster und Termine für Hausbesuche und Besuche von Pharmareferenten
Festlegungen zur Erreichbarkeit an Abenden und Wochenenden.
Von Bedeutung für ein effektives Zeitmanagement ist außerdem der Aufbau eines tragfähigen beruflichen Netzwerks. Hierzu gehören Experten der lokalen Berufskammern, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen wie Steuerberater oder IT-Experten. Durch die Integration in örtliche oder regionale Ärztenetzwerke lassen sich zahlreiche Möglichkeiten kollegialer Arbeitsteilung realisieren.
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