Nachtschicht als Arzt: Nicht ohne Nebenwirkungen
Nachtschichten gehören für Klinikärzte zur leidigen Routine im Berufsalltag – beinahe wie Operationen oder Patientenuntersuchungen.Zu den rund 3,5 Millionen Beschäftigten in Deutschland, die regelmäßig oder ständig Nachtarbeit leisten, zählen unzählige Ärzte und Pflegekräfte. Die gesundheitlichen Auswirkungen der nächtlichen Arbeit sind mitunter erheblich. Was können Sie tun, damit Ihr Nachtdienst als Arzt ohne negative Folgen bleibt? Wir geben Ihnen Tipps.
Nachtarbeit kann physische Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Nachtdienste bringen das ausbalancierte Zusammenspiel zwischen der inneren Uhr des Menschen und seiner Umwelt durcheinander. Viele physiologische Funktionen wie die Produktion des “Schlafhormons” Melatonin sind unmittelbar an den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus der Erde gekoppelt. Wird diese synchrone Abfolge durch den Nachtdienst als Arzt gestört, können starke gesundheitliche Beeinträchtigungen die Folge sein. So konnte anhand von Metaanalysen demonstriert werden, dass Schichtarbeiter ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von koronaren Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus sowie Magen-Darm-Erkrankungen haben. Auch das Unfallrisiko und das Risiko, Fehler zu machen sind nachts höher als tagsüber, denn: Die Reaktionszeit des Menschen verlängert sich in der Nacht. Im Operationssaal kann dies fatale Folgen haben.
Nachtdienst als Arzt – auf die Dauer krebserregend?
Die internationale Agentur für Krebsforschung stufte Nachtarbeit im Jahr 2019 als “wahrscheinlich krebserregend” ein. Obwohl eindeutige Beweise fehlen, wird in Forscherkreisen ein Zusammenhang zwischen Schichtarbeit und der Bildung von Tumoren diskutiert. Besonders die Entstehung von Brustkrebs wird durch das Arbeiten in der Nachtschicht gesteigert. Als Ursache hierfür wird die andauernde Desynchronisation zwischen dem naturgegebenen Hell-Dunkel-Zyklus und dem erzwungenen Schlaf-Wach-Rhythmus vermutet. Und auch auf die Psyche kann sich Schichtarbeit unter Umständen negativ auswirken.
Psychische Krankheiten durch Nachtschicht – nicht unterschätzen!
Unter dem ständigen Nachtdienst als Arzt leidet nicht nur unmittelbar die eigene Gesundheit, sondern mittelbar auch das Sozialleben der Betroffenen. Familiäre Verpflichtungen, Hobbys und Freizeitbeschäftigungen bleiben oft auf der Strecke. Die fehlenden sozialen Kontakte und das defizitäre Familienleben können die Entstehung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen begünstigen. Davon abgesehen stellt der Mangel an natürlichem Sonnenlicht eine Belastung dar. Kunstlicht ist hierbei kein adäquater Ersatz. Als Mediziner im Nachtdienst sollten Sie diese – oftmals subtilen – Belastungen nicht unterschätzen und frühzeitig das Thema Mental Health auf Ihre persönliche Agenda setzen.
Der Chronotyp entscheidet, ob die Nachtschicht Ihre Gesundheit angreift
Ob Sie eher früh morgens oder spät abends leistungsfähiger sind entscheidet, welchem Chronotyp man Sie zuordnen kann. Man unterscheidet zwischen zwei Typen:
– der frühe Typ (auch Lerche genannt). Er hat kein Problem damit, früh aufzustehen und früh mit der Arbeit anzufangen.
– der späte Typ (auch Eule genannt). Er steckt Nachtschichten besser weg als der frühe Typ, da die Arbeit in der Nacht seinem natürlichen Rhythmus eher entspricht.
Um festzustellen, welcher Typ Sie sind, sollten Sie an arbeitsfreien Tagen oder im Urlaub Ihre Tiefschlafphase zeitlich definieren. Liegt diese eher früh in der Nacht bzw. spät am Abend, sind Sie ein früher Typ. Späte Typen haben Ihre natürliche Schlafmitte hingegen spät in der Nacht bzw. sogar erst früh am Morgen.
Ob durch die Schichtarbeit gesundheitliche Folgen entstehen können, hängt im Wesentlichen davon ab, welchem Chronotyp sie entsprechen.
Vorwärts rotierendes Schichtsystem
Berücksichtigen Sie bei der Schichtplanung und beim Nachtdienst als Arzt unbedingt Ihren Chronotyp. Für frühe Typen sind Frühschichten weniger anstrengend, für späte Typen Nachtschichten. Um die gesundheitliche Belastung zusätzlich einzudämmen, sollten Sie auf eine langfristige Einsatzplanung in Ihrer Klinik beharren. Empfehlenswert ist das sogenannte “vorwärts rotierende Schichtsystem”: erst Nacht-, dann Früh- und schließlich Spätschicht.
Dieses Schichtsystem ermöglicht Ihnen die schonendste mentale und körperliche Anpassung an ständig wechselnde Arbeitszeiten.
Gute und regelmäßige Ernährung – ein Schlüsselfaktor
Für jeden Nachtdienst-Arzt stellt es eine große Herausforderung dar, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Der Grund: Die üblichen Essenszeiten – morgens, mittags, abends – sind aufgrund der wechselnden Arbeitszeiten nur schwer einzuhalten. Dennoch sollten Sie unabhängig von Ihrem aktuellen Schichtplan unbedingt darauf achten, Ihre zwei Hauptmahlzeiten stets zur selben Zeit zu sich zu nehmen: mittags und am frühen Abend. Diese Gleichmäßigkeit “stresst” den Körper auf Dauer weniger als ein ständiger Wechsel.
Fünf Tipps für den Nachtdienst als Arzt
Trinken Sie mindestens vier Stunden vor Schichtende keinen Kaffee mehr
Schlafen Sie nach der Nachtschicht tagsüber in einem vollständig abgedunkeltem Raum, um den natürlichen Zyklus zu imitieren
Tanken Sie vor der Schicht oder unmittelbar danach stets eine große Portion Tageslicht
Nehmen Sie abgesehen von den oben erwähnten Hauptmahlzeiten ausschließlich kleine, gesunde Snacks zu sich
Treiben Sie zum Ausgleich mehrmals wöchentlich Ausdauersport an der frischen Luft (Joggen, Walking, Radfahren)
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